Ein Besuch am 01.März 2024 in Trappenfelde
bei Herrn Alexander Graf von Helldorff
Vor kurzem kontaktierte uns
Herr Alexander Graf von Helldorff, um sich ein Bild von dem zu machen, für was
sich der Verein und die Wählerschaft Bürger für Ahrensfelde engagiert und
einsetzt. Und nach einem kurzen Gespräch stand schnell fest, wir sollten uns in
Bälde verabreden und möchten uns näher kennenlernen. Dieses Treffen fand nun am
1.3.24 mit einigen Mitgliedern des Vereins und unserer Wahlgemeinschaft statt. Die lange Straße zum
Treffpunkt führt an Feldern, Wiesen und Wäldern vorbei. Nach etlichen hundert
Metern Fahrt, die Trappenfelder Straße entlang, steht Herr von Helldorff mit
einer leuchtend orangeroten Jacke am Straßenrand und erwartet uns. Offen und sympathisch begrüßt
uns der Mittvierziger und gelernte Fleischer. Seit 12 Jahren
bewirtschaftet er hier 305 Hektar Land und besitzt 5 Pferde und 2 Hunde.
Er lädt uns auf einen
Rundgang ein und empfiehlt, bei Besuchen im Wald hier in der Region, mit
Gummistiefeln und geschlossener Kleidung zu spazieren, da die Gefahr von Zecken
im Gebiet sehr groß ist, welche auch Borrelien übertragen.Wir folgen ihm mit großer
Spannung, denn er beginnt sofort von der Geschichte und dem Besitz seines
Landes zu erzählen. Er selbst wurde 1973 in
Edmonton, Kanada geboren und wuchs später in Niedersachsen auf.
Sein Urgroßvater kaufte 1938 das Land und wurde 1944
hingerichtet, weil er am Putschversuch in der Wolfsschanze auf Adolf Hitler
beteiligt gewesen war. So wurde nach dem Krieg das Land enteignet und nach der
Wende 1990 erfolgte die Rückübertragung.1993 übernahm die Familie den
Betrieb wieder. Herr von Helldorff spricht
mit voller Begeisterung und viel Wissen über sein Anwesen. Das Land umfasst
740.000 Bäume. Ein Baum darf sich aber erst dann Baum nennen, wenn er eine Höhe
von 1,40 m und einen Durchmesser von 7 cm erreicht hat, lernen wir.Der Hauptwald, erzählt er
weiter, wurde 1938 gepflanzt. Ursprünglich war all dies hier Ackerland und es
ist immer noch ein sehr guter Boden.

Wir kommen an zerfallenen
Gebäuden vorbei, die er uns als ehemalige Hauptstallanlage mit Käfighaltung
erläutert. Nach und nach sortiert er die Ruinen in Stein, Metall und Schutt und
hat bereits viele gute neue Ideen, mit denen er gleichgesinnte Mitbürger für
die unterschiedlichsten Umsetzungen anstecken möchte.
Nach einigen Metern sehen wir
einige umgestürzte große Bäume. Der letzte Sturm hat etliche der 100jährigen
alten Eichen weggedrückt. Herr von Helldorff möchte einiges im Wald jedoch
naturbelassen halten und nicht akribisch bereinigen oder aufräumen. So entstehen
dadurch auch viele neue Lebensräume für die Tiere.
Wir erreichen eine große
Lichtung und unser Landbesitzer erläutert, dass man eigentlich einige Rehe hier
sehen müsste. Da aber kein Reh weit und breit in Sicht ist, weiß man, dass ein
Wolf derzeit durch die Wälder wandert und die Rehe sich daher verstecken. Die
Überreste einer Wolfsmahlzeit finden wir auch kurz darauf anhand von einigen
Rehknochen.

Auf jener großen Wiese, auf
der wir uns gerade befinden, werden jährlich zwischen 20 und 30 Heuballen
geerntet. Stolz erzählt Herr von Helldorff, dass auf chemisches Spritzen
weitestgehend von ihm verzichtet wird. Sein Ziel ist es, weitflächig wieder zur
bäuerlichen Landwirtschaft zurück zu finden.
Nach einer kleinen
Raucherpause, die Herr von Helldorff lachend damit ankündigt, seinen Bäumen
etwas CO2 zu spenden, da sie dieses dringend brauchen, um Sauerstoff zu
produzieren, erzählt er weiter von seinen Projekten und Vorhaben. Er sieht
dringenden Handlungsbedarf im Mitteilen von Wissen über Landwirtschaft, dem Verarbeiten von Fleisch, sowie dem Anpflanzen von Obst und Gemüse. Kinder und
Jugendliche müssen dringend wieder dahingehend angelernt werden und das Wissen
muss weitergegeben werden. Dem können wir uns nur alle einstimmig anschließen.

Er erzählt von Dänemark,
deren Lehren hier als Vorreiter gelten, denn dort wird in den Schulen bereits
unterrichtet, woher das Fleisch kommt, welches wir verzehren und wie es
geschlachtet und zubereitet wird.
Herr von Helldorff hat
bereits eigene kleine Projekte dahingehend ins Leben gerufen. Mehrmals jährlich
lädt er zu einer Schulung ein, bei der Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene
lernen können, wie man Bratwürste herstellt und wie man auch selber Brot backt.
Diese Workshops stoßen bei
uns in der Gruppe auf große Begeisterung und wir sind uns einig, dass wir
darauf noch ordentlich aufbauen können. Sofort entstehen weitere Ideen, die
über Gemüseanbau, Hühner- und Bienenzucht ihre Wege finden. Ebenso ist sein Wald
auch ein Paradies für Pilzliebhaber. Etliche schmackhafte Pilzarten, u.a.
Braunkappen, sind hier zu finden und dürfen gern fachgerecht gesammelt werden.
Auf dem Rückweg kommen wir an
einigen Gräben vorbei. Herr von Helldorff wirkt nun aufgebracht, da immer
wieder Spaziergänger ihren Müll in die Gräben werfen oder abladen.

Uns kommt sofort eine Idee.
Gemeinschaftlich möchten wir einen Initiative „Wir halten unsere Natur sauber“
ins Leben rufen. Eine Müllsammelaktion, bei der groß und klein mithelfen kann
und welche die Nähe zur Natur und deren Wichtigkeit für Mensch und Tier, wieder
in den Vordergrund stellt.

Wir erreichen nach 3 Stunden
den Ausgangspunkt unseres Treffpunktes an der Trappenfelder Straße 11 und Herr
von Helldorff zeigt uns noch seinen Lagerboxen-und Garagenkomplex, welchen er
auch noch weiter ausbauen möchte, da hier große Nachfrage besteht.
Unser Abschlussgespräch bei
einem Feierabendbier und noch einer lustigen Anektdote über den Taxi-und
Pizzafahrer, der nach ein paar hundert Metern hier raus, keine wohnenden
Menschen mehr vermutet und mehr als oft umkehrt oder nachfragt mit der Aussage:
„Da hinten ist doch nix mehr…“ lässt uns ins das ansteckende Lachen von Herrn
Helldorff mit einfallen.
Unser Fazit dieses Treffens:
Ein landwirtschaftlicher Graf, mit dem man nicht nur Pferde stehlen kann,
sondern der auch absolut klar und verständlich auf Defizite hinweist und ganz
konkrete Pläne und Vorstellungen hat, wie wir den Weg wieder zur Landwirtschaft
und den wichtigen Dingen, die unsere Kinder im Leben lernen müssen,
zurückfinden können. Es ist uns einiges verloren gegangen, aber nicht so, dass
es für immer verloren ist. Wir können diese Dinge wieder zurückholen. Es liegt
allein an uns.
Wir bedanken uns von Herzen
bei Herrn von Helldorff für seine Zeit und freuen uns sehr auf einen gemeinsame
Zusammenarbeit mit vielen tollen Projekten!
Text & Fotos von Romy Mögel aus Eiche.