Offener Brief GV

 

Bürgerinitiative                                                                                  Ahrensfelde, 11.2.2022                            

„Lebenswerte Gemeinde Ahrensfelde“

c/o lebenswertes-ahrensfelde@gmx.de

 

 

Offener Brief

an

 

Frau Beate Hübner, Vorsitzende der Gemeindevertretung
Mitglieder der Gemeindevertretung der Gemeinde Ahrensfelde
Herrn Wilfried Gehrke, Bürgermeister der Gemeinde Ahrensfelde

 

Sehr geehrte Frau Hübner,
sehr geehrte Gemeindevertreter*innen,
sehr geehrter Herr Gehrke,

im November 2021 hat sich Bürgerinitiative „Lebenswerte Gemeinde Ahrensfelde“ gegründet. Anlass der Gründung sind Entwicklungen in der Gemeinde, die offensichtlich an den Interessen der Bürger vorbeigehen bzw. bei denen sie nicht hinreichend eingebunden werden. Mitglieder sind Einwohner*innen aus allen Ortsteilen der Gemeinde Ahrensfelde. Unsere Anliegen sind:

Ohne Verkehrskonzept und ausreichende Infrastruktur kein weiterer Wohnungsbau. Die Gemeinde Ahrensfelde ist seit der Gemeindereform von 5.000 auf mehr als 14.000 Einwohner*innen gewachsen und hat damit der vom Landesentwicklungsplan (LEP) auferlegten Siedlungsentwicklung bereits in hohem Maße entsprochen. Die Infrastrukturentwicklung unserer Gemeinde, an erster Stelle ein Verkehrskonzept, wurde dagegen vernachlässigt. Ohne ein tragfähiges Verkehrskonzept nehmen wir keine ortserweiternde Wohnbebauung mehr hin.

Warum nicht?

Wir befürchten einen Verkehrskollaps. In unserer Gemeinde leben aktuell 14.146 Menschen (Stand: 10.9.2021, Quelle: Einzelhandelskonzept Ahrensfelde 2021). In der Kirschenallee (OT Ahrensfelde) entstehen zurzeit 400 Wohneinheiten für weitere 800 bis 1.000 Einwohner; in Eiche wurde das Wohnprojekt „Wohnquartier Am Kaufpark Eiche“ mit rund 400 Wohneinheiten (800 bis 1.000 Einwohner) beschlossen. Aktuell wird in der Ulmenallee (OT Ahrensfelde) der Bau eines Gymnasiums (man steht im Standortwettbewerb mit Werneuchen) in Eile vorangetrieben. Sollte es dazu kommen, ist mit weiterem Wohnungsbau (400 Wohneinheiten = 800 bis 1.000 Einwohner) entlang der Lindenberger Straße/Abzweig Bundespolizei zu rechnen. Ein Wohngebiet am Ortseingang von Lindenberg (31 ha) ist ebenfalls geplant. Die geplanten Projekte lehnen wir Bürger derzeit ab: Gymnasium ja, weiterer Wohnungsbau nein.

Eine Ortsumfahrung der B158 gibt es bis heute nicht. Die zuständigen übergeordneten Verwaltungen haben das Projekt über Jahre verschleppt, anstelle nach neuen, ggf. politischen Lösungen mit dem Land Berlin zu suchen. Trotz allen Widerstandes der Bürger haben Gemeindevertreter und Verwaltung von Ahrensfelde sich nicht schon längst für einen Stopp des aktuellen Planungsverfahrens eingesetzt. Ein Bürgerbegehren sei wohl ausgeschlossen, weil es sich um eine Bund- und Länderangelegenheit handelt. Dennoch hätten Sie uns Einwohner*innen dazu auffordern können, gemeinsam mit Ihnen durch gezielte Bürgerproteste in Form von massenhaften Anfragen an Ministerien, offenen Briefen, Presseartikeln etc. Einwände zum Ausdruck zu bringen.
Ein Verkehrskonzept zur Verhinderung von jetzigen und künftigen Stauproblemen in der Lindenberger Straße (besonders bei geplanter Wohnbebauung) gibt es noch nicht. Solange die Ortsumfahrung nicht da und nicht geklärt ist, wie die Verkehrsprobleme in der Lindenberger Straße gelöst werden, sollte nicht über weiteren Wohnungsbau in der Gemeinde nachgedacht werden.

Die geplanten Taktungen der Regionalbahn RB25 von 2-3 Mal pro Stunde sind wichtig und richtig, weil mit diesem Angebot gelingen könnte, dass Einige auf die Bahn umsteigen und ihr Auto stehen lassen. Das würde allerdings gleichzeitig bedeuten: Die erhöhte Taktung würde zu 4-6-maligen Schrankenschließungen pro Stunde an den Überfahrten an der Lindenberger Straße und an der Dorfstraße in Richtung Berlin-Hohenschönhausen/Falkenberg führen. Staus sind vorprogrammiert und der „Schleichweg“ durch die v. Humboldt-Str./Heinestraße zur Lindenberger Straße wäre noch mehr überlastet als es aktuell bereits der Fall ist.

Außerdem gehören zu einem vernünftigen Verkehrskonzept auch direkte Buslinienverbindungen aus den Ortsteilen der Gemeinde zu den Kliniken nach Berlin-Buch und Bernau. Wer versucht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln diese Ziele anzusteuern, ist mindestens eine Stunde und länger unterwegs. Eine Busverbindung zwischen Lindenberg und Ahrensfelde gibt es bis jetzt auch nicht, wäre aber für viele Anwohner*innen aus Neu-Lindenberg sicher eine Alternative zum Auto, vor allem wenn es um die Anbindung an die Regionalbahn RB25 an der Anschlussstelle Ahrensfelde-Friedhof geht. Hier sollte die Prämisse gelten, dass möglichst viele Pendler vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen – nur so entlastet man die Straßen.

Wir lehnen weiteren Zuzug ab, wenn dieser damit begründet wird, dass Steuereinnahmen wegbrechen, weil die Bevölkerung in Ahrensfelde zunehmend überaltert (siehe MOZ-Interview vom 26.01.2022). Die Alterspanne der heute Erwerbstätigen ist groß, ein demografischer Wandel wird sich sukzessive vollziehen und es wird ein natürlicher Generationswechsel stattfinden. Zudem gehören die Erwerbstätigen von Ahrensfelde überwiegend zu den Gutverdienern, deren Renten ja bekanntlich
versteuert werden. Vielmehr scheint es, als bemäntele dieses Argument die Auflagen des LEP.

Wir sagen NEIN, wenn für eine künftige Wohnbebauung weitere Flächen in unserer schwer betroffenen Trockenregion Deutschlands versiegelt werden müssten. Wir schaffen zusätzliche Wasserbedarfe. Die Deckung des jetzigen Bedarfs stellt die Wasserversorger bereits heute und in der Vergangenheit vor Probleme. In einigen umliegenden Kommunen und Kleinstädten des Landkreises gab es bereits Meldungen darüber, dass das Trinkwasser nicht ausreicht und die Landwirtschaft wegen zu trockener Böden Probleme hat.

Wir fordern Sie auf:

Nehmen Sie die Interessen der Bürger und Ihre Sorgen ernst!

Sorgen Sie für eine angemessene Information der Öffentlichkeit in bürgernaher Sprache!

Stellen Sie sämtliche Verfahren zur Wohnbebauung ein!

Setzen Sie sich aus der Sicht der Gesunderhaltung der Bürger und als betroffene Gemeinde für eine neue Lösung (Tunnellösung) zur Ortsumfahrung ein!

Wir Bürger*innen sind keine Bittsteller und werden Sie nach Kräften unterstützen, wenn Sie uns inhaltlich auch teilhaben lassen.

 

Simone Ulrich und Gerald Tautenhahn
Sprecher der Bürgerinitiative Lebenswerte Gemeinde Ahrensfelde

 

 

 

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